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Die Rolle der Facilitator*in in LEGO® SERIOUS PLAY® Workshops

facilitatorin Jul 11, 2025
Die Rolle der Facilitator*in in LEGO® SERIOUS PLAY® Workshops

LEGO® SERIOUS PLAY® (LSP) ist ein strukturierter Moderationsprozess, der durch metaphorisches Modellbauen komplexe Themen verhandelbar macht und kreative Reflexion fördert. Der Erfolg eines LSP-Workshops hängt wesentlich von der Qualität der Facilitation ab. Facilitatorinnen sind keine Trainerinnen im klassischen Sinn – sie gestalten Räume, halten Prozesse und ermöglichen Co-Kreation. Ihre Rolle ist es, eine sichere Umgebung zu schaffen, in der alle Teilnehmenden ihr Wissen, ihre Perspektiven und ihre Geschichten einbringen können.

 

 

1. Design und Vorbereitung

Zielorientierung und Fragedesign

Facilitator*innen formulieren klare Workshop-Ziele und entwickeln dazu passende Fragen, die sowohl systematisches als auch kreatives Denken anregen. Die Fragen sollen nicht auf Massnahmen abzielen, sondern Möglichkeitsräume öffnen. Besonders bei Deep Play sind die vier Kernfragen darauf ausgerichtet, über den Ist-Zustand hinauszudenken (z. B. Wie sieht das Schlüssel-Element aus?).

 

 

Materialauswahl

Die Auswahl erfolgt je nach Ziel und Tiefe des Workshops:
• Für Reflexion und tägliche Anwendung: der Exploration Bag (56 Teile).
• Für systemisches Arbeiten, Co-Creation und Strategie: das Identity & Landscape Set (ca. 2500 Teile).
In besonderen Kontexten (z. B. mit vulnerablen Gruppen) können eigene Kits sinnvoll sein, z. B. mit inklusiver Farbpalette.

 

 

Zeitgestaltung

Facilitator*innen planen den zeitlichen Ablauf entlang der 7 Phasen (z. B. Skills Building, Identität, Landscape, Szenarien etc.). Sie sorgen dafür, dass jede Phase ausreichend Raum bekommt – insbesondere für das Erzählen und Reflektieren. Bei Deep Play sollte ein Workshop mindestens einen halben Tag dauern.

 

 

Psychologische Sicherheit

Die Facilitator*in trägt die Verantwortung für ein Umfeld, in dem sich Teilnehmende sicher fühlen, persönliche Geschichten, Emotionen und Perspektiven zu teilen. Dazu gehört auch: klare Workshop-Regeln, sorgsamer Umgang mit Sprache, aktives Zuhören und wertschätzende Präsenz.

 

 

Antizipation und Risikomanagement

Bei sensiblen Themen müssen Facilitator*innen potenzielle Risiken (z. B. Re-Traumatisierung) erkennen können und vorbereitet sein, behutsam und professionell einzugreifen – immer ohne Lösungsanspruch, aber mit voller Prozessverantwortung.

 

 

2. Prozessführung (Facilitation)

Durch die 4 Phasen führen

Die Facilitator*in strukturiert alle Schritte des Core Process:
1. Frage stellen
2. Modell bauen
3. Geschichte erzählen
4. Reflexion ermöglichen
Diese Struktur verankert den Flow im Workshop – unabhängig vom Thema.

 

 

Skills Building

Das Aufwärmen mit einfachen Bauaufgaben (z. B. Brücke, Schildkröte) hilft Teilnehmenden, sich mit den Materialien vertraut zu machen und erste Metaphern zu entwickeln. Hier wird die Hand-Gehirn-Verbindung aktiviert: Denken mit den Händen.

 

 

Gleichwertige Beteiligung ermöglichen

Die Facilitator*in achtet darauf, dass alle Stimmen gehört werden. Dominanz einzelner Teilnehmender wird aktiv reguliert. Die Regel „alle bauen, alle erzählen“ ist dabei zentral.

 

 

Fokus auf das Modell, nicht auf die Person

Statt Personen zu bewerten, wird über das Modell gesprochen. Das schützt Beziehungen und hält die Diskussion auf der Sachebene.

 

 

Verwendung von „Clean Language“

Offene Fragen wie „Was bedeutet dieses Teil für dich?“ oder „Was ist für dich das Wichtigste in deinem Modell?“ regen Reflexion an – ohne Interpretation, ohne Bewertung. „Warum“-Fragen werden vermieden, um Rechtfertigungsdruck zu reduzieren.

 

 

Dynamik steuern

Facilitator*innen beobachten Energie, Aufmerksamkeit und Gruppenspannung. Sie entscheiden situativ, wann es Pausen, Vertiefungen oder Tempoanpassungen braucht – Flow vor Fahrplan .

 

 

3. Lernen ermöglichen

Bedeutung gehört den Bauenden

Die Interpretation eines Modells liegt ausschliesslich bei der Person, die es gebaut hat. Andere dürfen Fragen stellen, aber keine Bedeutungen zuweisen. Das stärkt Ownership und Sicherheit.

 

 

Verknüpfung von Modell, Metapher und Theorie

Facilitator*innen helfen dabei, die in den Modellen enthaltenen Erkenntnisse mit strategischen Zielen, organisationalen Leitbildern oder theoretischen Konzepten zu verknüpfen – sofern gewünscht.

 

 

Förderung von Storytelling und Metaphernarbeit

Die Facilitator*in unterstützt die Teilnehmenden dabei, komplexe Gedanken über Geschichten und Bilder auszudrücken – das fördert Verständnis, Tiefe und Verbindung im Team.

 

 

4. Kommunikation und Atmosphäre gestalten

Offene, emotionale Atmosphäre fördern

Durch klare Regeln, Rituale, Warm-ups und Haltung wird ein Raum geschaffen, in dem sich auch emotionale und soziale Dynamiken entfalten dürfen – ohne bewertet zu werden.

 

 

Strukturierte Unterbrechung des Gesprächsflusses

Durch Phasen des stillen Bauens wird der verbale Raum gezielt unterbrochen. Das erhöht die Qualität der Beiträge und ermöglicht differenzierte Perspektiven.

 

 

5. Herausforderungen in der Facilitation

• Skepsis abbauen: LSP wirkt ungewöhnlich – insbesondere in klassischen Business-Umgebungen. Facilitator*innen begegnen dem mit Ernsthaftigkeit, Haltung und konkreten Fallbeispielen.
• Metaphernarbeit erleichtern: Teilnehmende benötigen gelegentlich Unterstützung, abstrakte Gedanken in Modelle zu übersetzen. Hier helfen Analogien und gute Beispiel-Fragen.
• Komplexität sichtbar machen: Facilitatorinnen sind Übersetzerinnen – sie machen implizites Wissen greifbar und explizit.
• Dokumentation ermöglichen: Die visuelle und verbale Dokumentation kann durch Fotos, Audio, Videos oder Protokolle erfolgen – ohne den Prozess zu stören.

 

 

Fazit

Die Facilitatorin in LEGO® SERIOUS PLAY® ist „Master of Flow“ – Prozessgestalterin, Raumhalterin, Fragestellerin und Möglichmacher*in. Ihre Rolle ist zentral für die Wirkung der Methode.
Sie schafft nicht nur Struktur, sondern vor allem: Vertrauen, Sinn und Verbindung. Damit eröffnet sie Co-Kreation, Lernen und nachhaltige Veränderung.