Der Tisch als Bühne
Oct 28, 2025In jedem Workshop entsteht eine Atmosphäre, lange bevor das erste Wort gesprochen wird. Der Raum hat seine eigene Sprache, und wer sie lesen kann, versteht viel darüber, wie Menschen miteinander arbeiten.
Der Tisch steht dabei im Mittelpunkt. Er ist der Ort, an dem Zusammenarbeit sichtbar wird. Der Abstand zwischen den Stühlen, die Anordnung der Modelle, die Blickrichtung der Teilnehmenden - all das prägt die Dynamik des Gesprächs.
Der Raum als Resonanzfläche
Menschen lesen Räume, noch bevor sie einander zuhören. Sie nehmen wahr, ob Nähe möglich ist, ob Vertrauen entsteht oder ob Distanz dominiert. Der Raum beeinflusst, wie Ideen geteilt werden und wie Entscheidungen fallen.
In Workshops mit LEGO Serious Play zeigt sich das besonders deutlich. Sobald die Modelle auf dem Tisch liegen, verändert sich die Dynamik im Raum. Gespräche werden ruhiger und klarer. Der Blick richtet sich auf das Modell, nicht auf die Person, die spricht.
Das Modell auf dem Tisch wird zu einem gemeinsamen Bezugspunkt. Es bündelt Aufmerksamkeit, gibt Gedanken eine Form und schafft Orientierung. Es hält fest, was sonst leicht verloren ginge, und öffnet Raum für neue Perspektiven.
Wenn der Tisch zum Mittelpunkt wird
In jedem Prozess kommt der Moment, in dem der Tisch zum eigentlichen Zentrum wird. Er symbolisiert das gemeinsame Denken, das zwischen den Teilnehmenden entsteht. Alles, was darauf gebaut wird, wird Teil eines sichtbaren, kollektiven Gedankens.
Wenn Teams gemeinsam am Tisch stehen, verändert sich ihre Haltung. Diskussionen bewegen sich von Positionen zu Ideen, von Worten zu Bildern. Was sichtbar wird, kann gemeinsam reflektiert und weiterentwickelt werden.
Der Tisch wird damit zur Bühne, auf der Denken, Fühlen und Handeln zusammenkommen. Er schafft Gleichgewicht zwischen individuellen Perspektiven und dem, was gemeinsam entstehen soll.
Gestaltung ist Haltung
Ein gut gestalteter Raum ist kein ästhetisches Detail, sondern Ausdruck von Haltung. Er zeigt, wie Zusammenarbeit gedacht ist, und zwar auf Augenhöhe, mit Offenheit und gegenseitigem Vertrauen.
In LEGO Serious Play gehört die bewusste Gestaltung des Raums zum Prozess. Der Tisch ist rund oder rechteckig, je nach gewünschter Dynamik.Die Modelle liegen in der Mitte, als gemeinsamer Fokus. Alle Teilnehmenden haben denselben Zugang zu Steinen, Raum und Sicht.
So entsteht ein Gleichgewicht zwischen Nähe und Distanz, zwischen Individualität und Gemeinschaft.
Sichtbare Zusammenarbeit
Wenn alle am selben Tisch sitzen, wird Zusammenarbeit sichtbar und greifbar. Der Raum lädt ein, zuzuhören, zu beobachten und zu verstehen. Das Modell auf dem Tisch gibt Sicherheit, weil es das Denken nach aussen verlagert.Ideen können betrachtet, verändert oder verbunden werden, ohne dass dabei Personen bewertet werden.
In diesem Moment zeigt sich die Stärke der Methode. LEGO Serious Play schafft Räume, in denen Gespräche anders verlaufen. Die Modelle am Tisch sind Zeugen eines gemeinsamen Denkprozesses, der über Sprache hinausgeht.
Haltung durch Raum
Die Gestaltung des Raums ist immer ein Spiegel der Haltung, mit der gearbeitet wird. Ein Raum, der Bewegung erlaubt, signalisiert Offenheit. Ein Tisch, an dem alle denselben Abstand haben, zeigt Gleichwertigkeit. Eine Mitte, die geteilt wird, erinnert daran, dass jede Perspektive Teil des Ganzen ist.
Der Raum kann Trennung verstärken - oder Verbindung ermöglichen. Er kann Schweigen auslösen oder Dialog fördern. Er kann Distanz schaffen oder Vertrauen wachsen lassen.
Wer Facilitation ernst nimmt, gestaltet Räume bewusst. Denn Räume sprechen mit.
Fazit
Der Tisch ist mehr als ein Ort, an dem gebaut wird. Er ist Bühne, Resonanzraum und Spiegel der Zusammenarbeit. Er hält Gedanken fest, bevor sie verblassen, und verbindet Menschen über Bilder, Ideen und gemeinsame Geschichten.
In jedem Workshop beginnt Veränderung am Tisch - in dem Moment, in dem Menschen sich darauf einlassen, gemeinsam zu bauen, zuzuhören und zu sehen, was entsteht.
Wann hast du zuletzt erlebt, dass ein Raum bestimmt hat, wie Menschen miteinander denken und sprechen?